Muskelverspannungen, chronische Schmerzen und Bewegungseinschränkungen gehören für viele Menschen zum Alltag. Oft wird versucht, mit Dehnen, Massagen oder Schmerzmitteln kurzfristige Linderung zu erzielen. Doch was, wenn die Ursache tiefer liegt – wortwörtlich? In vielen Fällen sind sogenannte Triggerpunkte die eigentlichen Verursacher der Beschwerden. Die Triggerpunkttherapie, oft einfach als Triggern bezeichnet, hat sich als äußerst wirksam erwiesen, um myofasziale Störungen gezielt zu behandeln.
Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe dieser Methode: Was Triggerpunkte sind, wie sie entstehen, warum Triggern so effektiv ist – und weshalb es nicht als Allheilmittel, sondern als ergänzendes Tool innerhalb eines ganzheitlichen Gesundheitsansatzes verstanden werden sollte.
Was sind Triggerpunkte?
Triggerpunkte sind lokale Verhärtungen in tief liegenden Muskelfasern, die sich meist als kleine Knoten ertasten lassen. Sie entstehen z.B. durch Überlastung, Fehlhaltungen, Bewegungsmangel oder auch psychischen Stress. Medizinisch handelt es sich dabei um sogenannte myofasziale Energieschwachstellen, also Areale mit verminderter Durchblutung und gestörtem Stoffwechsel (vgl. Gautschi, 2021).
Typisch für Triggerpunkte ist, dass sie nicht nur lokal Schmerzen verursachen, sondern auch in entfernte Körperregionen ausstrahlen können. So kann beispielsweise ein Triggerpunkt im Gesäß zu Schmerzen im unteren Rücken oder sogar bis ins Bein führen – obwohl dort keine strukturelle Schädigung vorliegt. Laut dem Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten (IFK) sind bis zu 80–90 % aller Schmerzsyndrome auf muskuläre Triggerpunkte zurückzuführen (IFK, 2020).
Die Entstehung von Triggerpunkten
Triggerpunkte entstehen durch eine dauerhafte Überlastung oder Fehlfunktion im Muskel- und Fasziensystem. Besonders häufig betroffen sind Personen, die viel sitzen, sich einseitig bewegen oder dauerhaft unter Stress stehen. Auch Traumata, Operationen oder chronische Entzündungen können zur Entstehung beitragen.
Physiologisch gesehen entstehen Triggerpunkte durch eine lokale Überaktivität im Muskel, insbesondere in der Aktin-Myosin-Verbindung der Muskelfasern. Diese dauerhafte Kontraktion blockiert den Stoffwechsel vor Ort, wodurch es zur Ansammlung von Abfallstoffen kommt, die wiederum Schmerzreize auslösen (Simons et al., 1999). Gleichzeitig wird der Muskel in seiner Funktion eingeschränkt, was die Bewegung limitiert und das umliegende Gewebe zusätzlich belastet.
Typen von Triggerpunkten
Die Forschung unterscheidet verschiedene Typen von Triggerpunkten:
- Aktive Triggerpunkte, die auch ohne Druck Schmerzen verursachen,
- Latente Triggerpunkte, die nur bei Druck schmerzhaft sind,
- und assoziierte Triggerpunkte, die in benachbarten Muskeln durch primäre Triggerpunkte entstehen können.
Diese Differenzierung ist besonders für die therapeutische Behandlung wichtig, um gezielt und nachhaltig vorgehen zu können.
Warum Triggern so wirkungsvoll ist
Das Triggern ist eine spezifische Technik zur Behandlung dieser schmerzhaften Punkte. Dabei wird gezielter Druck auf den Triggerpunkt ausgeübt – punktuell, tief und langanhaltend. Diese Methode basiert auf evidenzbasierten Ansätzen, wie sie z. B. in der Literatur von Roland Gautschi beschrieben sind (2021).
Der punktuelle Druck hilft dabei, die sogenannten C-Fasern, also die schmerzleitenden Nervenfasern, zu deaktivieren. Tiefes Eindringen ins Gewebe stimuliert außerdem die Produktion von Hyaluronan, einem natürlichen Schmierstoff, der zwischen den Faszienschichten wirkt und die Gleitfähigkeit verbessert. Durch den langanhaltenden Druck wiederum kann das Gewebe entspannen, was den Einfluss des Sympathikus – also des „Stresssystems“ – reduziert.
Diese 3-Komponenten-Methode – punktuell, tief, langanhaltend – stellt die Grundlage für die Wirksamkeit des Triggerns dar. Studien zeigen, dass durch diese Form der mechanischen Reizung die lokale Durchblutung stark verbessert und der Stoffwechsel angeregt wird (Bron et al., 2011).
Unterschied zu klassischen Methoden wie Faszienrollen
Oft wird das Triggern mit dem klassischen Faszienrollen verglichen. Beide Methoden verfolgen das Ziel, das Gewebe zu mobilisieren, Spannungen zu lösen und die Regeneration zu fördern. Doch der Unterschied liegt in der Tiefe und Zielgenauigkeit.
Während das Rollen eher großflächig und oberflächlich wirkt, zielt das Triggern auf tief liegende myofasziale „Verklebungen“ und muskuläre Dysfunktionen ab. Es erreicht auch Bereiche, die mit Rollen nicht gezielt bearbeitet werden können, wie z. B. tiefe Triggerpunkte an der Wirbelsäule oder in der Rotatorenmanschette.
Laut Schleip (Faszienforscher, 2006) reichen herkömmliche Faszienrollen oft nicht aus, um Verklebungen in tieferen Gewebeschichten effektiv zu lösen, da hierfür Kompression, Traktion und Scherkräfte notwendig sind – alles Komponenten, die beim gezielten Triggern mit passenden Tools berücksichtigt werden.
Klinisch nachgewiesene Vorteile des Triggerns
Zahlreiche Studien und praktische Erfahrungsberichte bestätigen die Vorteile des Triggerns in der Physiotherapie, im Sport und im Alltag. Dazu gehören:
- Schmerzlinderung: Sowohl akute als auch chronische Schmerzsyndrome können effektiv reduziert werden (Gerwin, 2001).
- Verbesserung der Beweglichkeit: Durch die Lösung von muskulären und faszialen Verklebungen erhöht sich der Bewegungsradius deutlich (Fernández-de-las-Peñas et al., 2005).
- Optimierung der Körperhaltung: Eine verbesserte Wahrnehmung und Funktionalität führt zu einer aufrechteren Haltung, was wiederum präventiv gegen neue Beschwerden wirkt.
- Psychische Entlastung: Der Abbau von Stresshormonen durch den Druck auf myofasziale Punkte kann sich positiv auf das emotionale Wohlbefinden auswirken (Kong et al., 2018).
- Förderung der Regeneration nach dem Sport: Triggern unterstützt den Wiederaufbau des Gewebes und hilft, Muskelkater zu reduzieren.
Diese Wirkmechanismen zeigen, dass Triggern nicht nur symptomatisch wirkt, sondern auch präventiv und leistungssteigernd eingesetzt werden kann.
Triggern ist kein Allheilmittel – sondern Teil eines Systems
Trotz der zahlreichen Vorteile ist Triggern kein Wundermittel. Es löst nicht alle Beschwerden dauerhaft – besonders dann nicht, wenn die zugrunde liegenden Ursachen bestehen bleiben, wie etwa schlechte Haltung oder Bewegungsmangel.
Langfristiger Erfolg stellt sich vor allem dann ein, wenn Triggern in ein ganzheitliches Konzept eingebettet ist. Dazu gehören:
- Mobility-Training, um die gewonnene Beweglichkeit zu stabilisieren,
- gezielter Muskelaufbau, um strukturelle Defizite auszugleichen,
- Haltungsbewusstsein im Alltag, um Fehlbelastungen zu vermeiden,
- und aktive Regeneration, um das Gewebe gesund und widerstandsfähig zu halten.
Das Zusammenspiel dieser Faktoren macht Triggern zu einem wertvollen Bestandteil jeder Trainings- oder Rehabilitationsstrategie – nicht aber zu einem Ersatz für Bewegung, Therapie oder gezielte Kräftigung.
Praxisbezug: Übungen, Workouts und Selbstbehandlung
Ein besonderer Vorteil der modernen Triggertherapie liegt in der Anwendbarkeit im Alltag. Dank Tools wie dem TMX® Trigger lassen sich die Techniken auch selbstständig zu Hause durchführen – mit vergleichbarer Effektivität wie bei manueller Therapie (Studie TMX®, 2023).
Im Triggerpunkte & Faszien Guide finden sich zahlreiche:
- Anleitungen zur Selbstdiagnose von Triggerpunkten,
- konkrete Übungen für Nacken, Rücken, Beine und Gesäß,
- Komplett-Workouts, die Triggern mit Mobility kombinieren,
- und wertvolles Hintergrundwissen, um Beschwerden zu verstehen und langfristig entgegenzuwirken.
Diese Kombination aus Theorie und Praxis ermöglicht nicht nur akute Hilfe, sondern auch einen langfristigen Weg zu mehr Wohlbefinden und Bewegungsfreiheit.
Fazit: Triggern – gezielt, effektiv und nachhaltig
Triggern ist eine wissenschaftlich fundierte, praxiserprobte Methode zur Behandlung von myofaszialen Beschwerden. Die Kombination aus punktuellem, tiefem und langanhaltendem Druck erlaubt eine gezielte Einflussnahme auf Schmerzursachen, statt nur Symptome zu behandeln. Dabei wirkt Triggern nicht nur lokal, sondern verbessert die Funktion ganzer Bewegungsmuster und hilft, die Lebensqualität zu steigern.
Als alleinige Maßnahme ist Triggern jedoch nicht ausreichend. Erst in Kombination mit Bewegung, Mobilisation und Krafttraining entfaltet es sein volles Potenzial. Für alle, die selbst Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen möchten, bietet Triggern damit ein effektives, einfach anwendbares und nachhaltiges Werkzeug – ob im Sport, im Büro oder zur Schmerzprävention im Alltag.
Quellen:
- Gautschi, R. (2021). Myofasziale Triggerpunkttherapie.
- Simons, D.G., Travell, J.G., & Simons, L.S. (1999). Myofascial Pain and Dysfunction: The Trigger Point Manual.
- Bron, C. et al. (2011). Treatment of myofascial trigger points in patients with chronic shoulder pain: a randomized controlled trial.
- Schleip, R. (2006). Fascial plasticity – a new neurobiological explanation.
- Fernández-de-las-Peñas, C. et al. (2005). Immediate effects on neck pain and active range of motion after a single cervical spine manipulation in subjects presenting with mechanical neck pain.
- Kong, J. et al. (2018). The effect of pressure stimulation on stress-related symptoms: A randomized controlled trial.
- TMX® Studie (2023): Wirksamkeit von punktuellem Druck in der Selbstbehandlung von Triggerpunkten.